Vizepräsidententagung zum demographischen Wandel

Demographische Entwicklung: wirtschaftliche Risiken und Chancen
16.09.2008

Die Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern (HWK) war gerade Gastgeber für die Vizepräsidenten (Arbeitnehmer) der norddeutschen Handwerkskammern "Handwerk und Kirchen" zum Thema "Auswirkungen des demographischen Wandels". In ihrem Grußwort ging HWK -Hauptgeschäftsführerin Claudia Alder auf die Risiken, aber auch Chancen der demographischen Entwicklung für das regionale Handwerk ein. Die Vizepräsidenten stimmten zu, dass der zunehmende Mangel an Fachkräften bereits jetzt in Branchen wie dem Metall- oder Elektrohandwerk zu spüren sei und dass es in den nächsten Jahren auch darauf ankomme, die fachlichen Erfahrungen der älteren Arbeitnehmer intensiver zu nutzen. Flexible Arbeitszeitmodelle müssten auch in kleinen und mittleren Handwerksbetrieben verstärkt zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen.

Staatssekretär Dr. Stefan Rudolph vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gab die Antworten der Landesregierung auf den demographischen Wandel. Er betonte auf Nachfrage, dass es jetzt darauf ankomme, den gemeinsamen Weg der Berufsfrühorientierung intensiv fortzusetzen. Die jungen Menschen müssen im Land gehalten werden, so der Politiker. Vor allem Jugendliche gehörten in M-V zu den 161.742 Menschen, die seit der Wende bis 2007 abgewandert seien. Mehr denn je komme es jetzt darauf an, den Jugendlichen berufliche und damit soziale Chancen im Land aufzuzeigen. Aktionen wie die Nacht der Wirtschaft müssten ausgebaut werden. Der Staatssekretär betonte die Bedeutung der intensiveren Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schule, um den zunehmenden Praxisbezug im Unterricht zu ermöglichen. Deshalb seien weitere Kampagnen mit der Kammer geplant, um direkt in die Schulen zu gehen und berufliche Ausbildungsmöglichkeiten in der Region aufzuzeigen. Zugleich müsse die Vermittlung ethischer Werte und sozialer Kompetenz an die nachwachsenden Generationen wieder verstärkt werden - wie es gute Beispiele im Handwerk zeigten.
In Anbetracht der landesweit rund 5.000 zu übergebenden Unternehmen sei der Generationswechsel vor allem im Handwerk ein zukunftsrelevantes Thema, das die Landesregierung unterstützt. Ein Ziel der gemeinsamen Meisteroffensive mit den Handwerkskammern sei deshalb auch die Sicherung des Fachkräftenachwuchses in den zu übernehmenden Betrieben.
"Mecklenburg-Vorpommern ist aber auch ein Zuwanderungsland - für die Altersgruppe 55plus. Diese verfügt im Durchschnitt über das vierfache Kapital der 30-jährigen. Für die regionalen Unternehmen eröffnen sich mit der Nachfrage dieser potenziellen Kunden zahlreiche weitere Marktchancen", so Dr. Rudolph.

Landesbischof i.R. Hermann Beste stellte das Thema aus Sicht der Kirche dar: "Es besteht nicht die Frage der Existenz der Kirche, sondern vielmehr darin, wie wir für die Menschen in Anbetracht des sich verändernden Lebensbaums sorgen." Das Leben werde auch durch Arbeit wertvoll. Deshalb seien fachliche Kompetenz und Engagement so lange wie möglich zu erhalten und zu fördern. Neben der Begleitung älterer Menschen komme es jetzt zunehmend darauf an, vor allem auch im ländlichen Raum auf die jüngeren Generationen über die Kirche zuzugehen. Ein Schwerpunkt sollte dabei die Unterstützung von Familien sein, seien doch viele jüngere Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder überfordert. "Zudem muss eine andere Unternehmenskultur in Deutschland Einzug halten. Wir müssen den Ausgleich schaffen zwischen `sich bescheiden` und `Neues wollen."

Im Anschluss diskutierten Referenten und die Vizepräsidenten viele wirtschafts- und sozialpolitische Themen wie das Rentenalter, Mindestlohn bis zu Fragen der Bildung und Ausbildung.