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Handwerksbetriebe fordern mehr Investitionen und weniger Bürokratie

Die Folgen der Coronakrise sind im regionalen Handwerk angekommen. Nach einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern gaben rund Dreiviertel aller befragten Handwerksbetriebe – vom Ausbauhandwerk, Bekleidungs- und Friseurhandwerk bis zum Zahntechniker – an, während der Coronakrise einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen zu müssen. Bei annähernd einem Drittel der Handwerksunternehmen ging der Umsatz sogar um mehr als 50 Prozent zurück, trotz der eher geringeren Einschränkungen, die das Handwerk während der Krise hinnehmen musste. Viele Aufträge wurden gerade von Privatpersonen und Unternehmen, aber auch von öffentlichen Auftraggebern auf spätere Termine geschoben. Damit beträgt der Auftragsbestand nunmehr gewerkebezogen ca. 6 - 9 Wochen.

Erfreulich ist, dass rund 15 Prozent der handwerklichen Betriebe ihre Produkte verstärkt online anbieten. Dazu Axel Hochschild, Präsident der Handwerkskammer: „Gerade für Betriebe in dem dünner besiedelten ländlichen Raum ist die Nutzung der digitalen Techniken und Plattformen somit oft existenzrelevant. Die Coronakrise hat damit einmal mehr die Dringlichkeit und Brisanz einer landesweit leistungsfähigen Breitbandversorgung in Mecklenburg-Vorpommern verdeutlicht.“

Nach den Worten von Präsident Hochschild bleibe das Handwerk weiterhin ein starker Partner auf dem Ausbildungsmarkt. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation gaben mehr als 63 Prozent der Befragten an, ebenso viele Lehrlinge wie bisher ausbilden zu wollen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, mit dem geplanten Azubi-Ticket Anreize für eine gewerblich oder technische Ausbildung für Auszubildende zu schaffen. Ca. 13 Prozent planen die Einstellung weiterer Lehrlinge, während rund 23 Prozent derzeit keine Jugendlichen ausbilden oder davon absehen werden.

Die Handwerksbetriebe erwarten in dieser wirtschaftlichen Situation mehr denn je verlässliche Rahmenbedingungen durch die Politik, die vor allem die Menschen in den Unternehmen stärker in den Blick nehmen muss. Für nicht wenige Menschen mit niedrigen Einkommen reichen die Kurzarbeiterregelungen nicht für den Lebensunterhalt.

Weiterhin wurden durch Betriebe angemahnt, die Vereinfachung der Vergaberichtlinien, die Abschaffung der Vorfälligkeit von Sozialversicherungsbeiträgen sowie die weitere steuerliche Entlastung der KMU nicht nur durch Steuerstundungen. Die Handwerksbetriebe bedanken sich ausdrücklich bei der Landesregierung für die schnelle und weitgehend unkomplizierte Hilfe, die weit über das, was Bund und andere Länder für ihre Betriebe vorsehen, hinausgehen. Jetzt sei es Gebot der Stunde, die Bremsen für dringend notwendige Investitionen in die Digitalisierung, Verkehrs- und Infrastruktur bis zu den Berufsschulen zu lösen.

 

Mit der Blitz-Umfrage wurden ca. 3000 Unternehmen angesprochen, 150 Handwerksbetriebe haben geantwortet.

Axel Hochschild, Präsident der Handwerkskammer OMV
HWK OMV
Axel Hochschild, Präsident der Handwerkskammer OMV