Rückblick

Bilanz der Handwerkskammer Ostmecklenburg-VorpommernInvestitionsstau muss abgebaut werden

Für das regionale Handwerk neigt sich ein sehr bewegtes, erfolgreiches Jahr dem Ende zu. „Die Konjunkturumfragen der Handwerkskammer dokumentierten in diesem Jahr, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung auf einem hohen Niveau stabilisiert hat, der durchschnittliche Auftragsvorlauf beträgt zum Jahresende ca. 10 Wochen“, so Hauptgeschäftsführer Jens-Uwe Hopf von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern (HWK). Viele der insgesamt rund 12 500 Handwerksunternehmen im Kammerbereich würden weitere Aufträge annehmen, wenn sie zusätzliche Mitarbeiter einstellen könnten. Der Fachkräftemangel wird somit zu einer konjunkturellen Bremse.

Die Handwerkskammer hat deshalb die Fachkräftesicherung weiterhin als einen Schwerpunkt auf der Agenda. Dazu gehören nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Hopf u.a. ein verstärktes Schulmarketing, Elternabende, die Willkommenslotsin, die Teilnahme an Berufsmessen, Tage der offenen Tür in den HWK-Bildungszentren bis zum Online-Marketing wie der kostenfreien LehrstellenApp.

Erfreulich sei, dass in diesem Jahr mit 1305 neuen Ausbildungsverträgen ein Zuwachs von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert werden konnte. Mehr als 100 der neuen Ausbildungsverträge schlossen die regionalen Handwerksbetriebe mit Jugendlichen ausländischer Herkunft ab. Zugleich werden 578 freie Ausbildungsplätze im Bereich der Handwerkskammer angeboten.

Um hier weitere Reserven zu erschließen und potenzielle Lehrstellenbewerber zu gewinnen, fordert die Handwerkskammer beispielsweise mit Blick auf die weiteren Wege zu den zentralisierten Berufsschulen die verstärkte Unterstützung der Mobilität durch ein kostenfreies Azubi-Ticket im Land und eine Unterstützung der Klein- und Kleinstausbildungsbetriebe bei der Organisation ihrer Ausbildung.

Mit Blick auf das neue Jahr steht für Hauptgeschäftsführer Hopf neben der Fachkräftesicherung, dem weiteren Bürokratieabbau und der Sicherung der Unternehmensnachfolge vor allem die Stärkung der ländlichen Regionen im Fokus. „Zur Wettbewerbssicherung der Handwerksbetriebe müssen deshalb dringend die Infrastruktur und der flächendeckende Breitbandausbau vorangebracht werden“, so Hopf. Es sei unverständlich, dass bundesweit von den 4,4, Mrd. Euro für den Breitbandausbau bisher erst ca. 100 Mio. Euro abgerufen worden seien. Insgesamt müsse der Investitionsstau abgebaut werden. Planungen und Ausschreibungen für die öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Schulen, Turnhallen und Pflegeeinrichtungen müssen rechtzeitig auf den Weg gebracht werden. Dies wirkt stabilisierend, erhöht die Planungssicherheit der Betriebe und sorgt damit für faire Preise am Bau.

Die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe dürften nicht weiter finanziell belastet werden, ergänzt Hauptgeschäftsführer Hopf. Erhöhungen von Gewerbesteuern in den Kommunen, aber auch eine Fremdenverkehrsabgabe durch Handwerksunternehmen im Land seien deshalb in Anbetracht der derzeit ohnehin sprudelnden Steuereinnahmen ein falsches Signal.
Insgesamt starte das Handwerk aufgrund der stabilen Binnennachfrage optimistisch in das neue Jahr. Die Handwerkskammer wird dabei die Handwerksbetriebe mit erweiterten und neuen Dienstleistungen – beispielsweise im Online-Bereich, mit IT-, Energie- und Innovationsberatungen - begleiten.

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