LPK, 19.10.2021
HWK OMV

LPK, 19.10.2021Konjunkturelle Stabilität im Handwerk kein Selbstläufer

Die wirtschaftliche Situation des landesweiten Handwerks mit rund 20 000 Betrieben hat sich in den vergangenen Monaten weiter stabilisiert.



Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Herbstumfragen beider Handwerkskammern des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Dazu Präsident Axel Hochschild (HWK Ostmecklenburg-Vorpommern) und Präsident Uwe Lange (HWK Schwerin): „Gerade die Pandemiezeit hat gezeigt, dass das Handwerk systemrelevant ist und dieser Wirtschaftsbereich von der Versorgung der Bevölkerung, Dienstleistungen im Gesundheitsbereich bis zur IT-Infrastruktur und Mobilität das Land am Laufen hält“.

Der landesweite Geschäftsklimaindex im Handwerk - der die derzeitige und erwartete Geschäftslage abbildet - ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 118 auf 121 Prozentpunkte gestiegen. Mehr als jeder zweite Handwerksbetrieb bezeichnet seine Geschäftslage als gut.

Dabei dürfen branchenspezifische Unterschiede aber nicht außer Acht gelassen werden. So konnte das Bau- und Ausbauhandwerk auch in der Coronazeit durchgängig arbeiten und hat nach wie vor volle Auftragsbücher. Auch bei Bäckern und Fleischern stellt sich die derzeitige Geschäftslage noch als gut dar. Weniger gut bewerten Zulieferbetriebe, das Kfz-Handwerk und die personenbezogenen Dienstleistungen wie Friseure oder Kosmetiker die aktuelle Lage.

Zudem gibt es ein Ost-West-Gefälle im Land. Während 58 Prozent der Betriebe in Westmecklenburg ihre Lage als gut beschreiben, sind es in den östlichen Landesteilen nur 45 Prozent. Deshalb müssen nach den Worten der Präsidenten beider HWKen vor allem in den ländlichen Regionen die wirtschaftlichen Strukturen weiter gestärkt werden.

Stabil bzw. positiv zeigt sich die Beschäftigungs- und Ausbildungslage. Mehr Betriebe als im vergangenen Jahr konnten neues Personal einstellen, bei fast einem Dreiviertel der Betriebe ist die Zahl der Beschäftigten konstant geblieben. Mit 2.086 neuen Ausbildungsverträgen ergibt sich gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 10 Prozent. „Jugendliche und deren Eltern haben das Handwerk gerade in der Pandemiezeit als Stabilitätsanker erlebt. Das vermittelt Zukunftssicherheit. Darüber hinaus bietet unser Wirtschaftsbereich bis zum Meister oder Betriebswirt vielfältige und chancenreiche Karrieremöglichkeiten“, so die beiden Kammerpräsidenten.

Starke Belastungen stellen für alle handwerklichen Gewerke in MV steigende Rohstoffpreise, Materialengpässe sowie steigende Energiepreise bzw. zunehmende Kosten aufgrund der CO2-Steuer dar. So müssen mehr als Dreiviertel aller Befragten steigende Preise im Einkauf verzeichnen, die nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden. An der Spitze stehen das Bau- und Ausbauhandwerk, die Zuliefer- und Kfz-Betriebe. „Mit Blick auf die zu erwartende rückläufige Kaufkraft in den nächsten Monaten – u.a. bedingt durch Preissteigerungen, CO2-Kosten, Nullzins-Politik und Inflationssorgen - zeigen sich die vor allem auf den Binnenmarkt konzentrierten Handwerksunternehmen des Landes in der wirtschaftlichen Prognose verhalten. Wichtig ist wieder eine Geldwertstabilität. Das Handwerk braucht Planungssicherheit“, so die Repräsentanten HWKen.

Nur rund 12 Prozent erwarten noch eine gute Geschäftslage. 10 Prozent prognostizieren eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation, 78 Prozent erwarten eine gleichbleibende Geschäftslage. Besonders skeptisch in Bezug auf die künftige Geschäftslage sind die Betriebe aus dem Kfz- und Nahrungsmittelhandwerk.

Die Präsidenten der Handwerkskammern Axel Hochschild und Uwe Lange erwarten deshalb auch von der neuen Landesregierung, das Handwerk als wirtschaftlichen Stabilitätsanker des Landes zu fördern und zu entlasten, um die insgesamt rund 120 000 handwerklichen Arbeits- und mehr als 5700 Ausbildungsplätze zu sichern. Die Forderung der Handwerkskammern: „Bei allen politischen Weichenstellungen darf der handwerkliche Mittelstand nicht aus dem Fokus rücken.“

Folgende wirtschaftspolitischen Schwerpunkte müssen aus Sicht des Handwerks deshalb ganz oben auf der Agenda der Landespolitik stehen:
  • öffentliche Investitionen weiter vorantreiben unter Berücksichtigung von Preisgleitklauseln, durch kluge Vergabepolitik Aufträge im Land halten
  • Stärkung der ländlichen Regionen (Digitalisierung, Mobilität, Infrastruktur, regionale Wirtschaftskreisläufe fördern)
  • Fachkräfteoffensive für das Handwerk und Unterstützung der Meisterqualifikation sowie der Bildungszentren und Berufsschulen des Landes
  • Unterstützung und Entlastung bei der Unternehmensnachfolge im Handwerk
  • Bürokratieabbau.
Landesweiter Obermeistertag des Handwerks am 20. Oktober in Güstrow

Die Bürokratielasten stellen für die Handwerksbetriebe zunehmend eine unerträgliche Belastung dar. Der landesweite Obermeistertag, zu dem die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in MV und die Landesarbeitsgemeinschaft der Kreishandwerkerschaften in MV am 20. Oktober 2021 in das Bürgerhaus Güstrow einladen (Beginn: 13:00 Uhr), steht deshalb unter dem Thema: „Wie finden wir aus dem Bürokratiedschungel heraus?“. Die Vertreter der landesweiten Handwerksorganisationen tauschen sich u.a. mit ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke aus, um Lösungsansätze zu zeigen, wie das Handwerk von unnötiger Bürokratie entlastet werden kann.

An den Konjunkturumfragen beider HWKen haben sich 543 Betriebe beteiligt.

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