
Digitale Pressekonferenz der Bauwirtschaft
Die wichtigsten Themen der Bauwirtschaft bei der gemeinsamen Pressekonferenz
Ihre Argumente und Anregungen haben die Kammern und Verbände in Thesen zusammengefasst:
Attraktives Berufsbild und attraktive Ausbildungskonzepte wirksam unterstützen
Nachwuchsförderung beginnt mit der Wahrnehmung des Berufsbildes in der Öffentlichkeit. Mit dem Tag der Technik erreichen wir 1500 Jugendliche an den vier Hochschulstandorten. Doch es darf nicht bei Einzelaktionen bleiben, um Schüler für den Beruf zu begeistern und Berufsorientierung zu geben. Den MINT-Fächern sollte zur Sicherstellung künftiger Fachkräfte aus dem technologischen Bereich eine höhere Bedeutung zukommen. Wir wünschen uns, dass der Kontakt zwischen Schule und Wirtschaft im Rahmen der Berufsorientierung stärker von den entsprechenden Ministerien unterstützt wird und diese beispielsweise solche Aktionen als Schirmherr unterstützen. In der Ausbildung sind attraktive Modelle wie beispielsweise das duale Studium gefragt, um junge
Menschen im Land zu halten. Eine praxisbegleitende Studienausbildung ermöglicht es den Ingenieurbüros und der Verwaltung frühzeitig zukünftige Mitarbeiter einzubinden und so ihre eigenen Fachkräfte auszubilden.
Wirtschaftsförderungen auf Landes-, Regional- und lokaler Ebene müssen neben der Akquise von Wirtschaftsunternehmen zunehmend auch die Akquise geeigneter Fachkräfte aus anderen Regionen im Fokus behalten.
Ausbildung muss im Land bleiben
Wir können dem Fachkräftemangel nur durch starke Hochschulstandorte entgegenwirken und freuen uns, dass dies ein ausdrückliches Ziel unserer Landesregierung ist. Mit dem standortübergreifenden Studiengang Bauen, Landschaft und Umwelt (BLU) an der Universität Rostock und den Hochschulen Wismar und Neubrandenburg wurde 2020 ein Anfang gemacht, um mehr Bauingenieure auszubilden. Das BLU-Konzept muss weiter ausgebaut und gestärkt werden.
Gesellschaft für nachhaltige Ziele sensibilisieren durch nachhaltiges Wirtschaften der Baubranche
Rund 40% der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf den Bau- bzw. Gebäudebereich. Damit kommt der gesamten Baubranche eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben der Klimawende auch in Mecklenburg-Vorpommern zu.
Die Landespolitik der nächsten Jahre überwiegend auf die Förderung der regenerativen Energieerzeugung in Mecklenburg-Vorpommern einzugrenzen, greift zu kurz! Politik und Wirtschaft müssen sich aus der Komfortzone begeben und durch neue experimentelle Formate das hohe Innovationspotenzial der Branche abrufen. Es braucht eine klare Fokussierung auf den Bestand, ressourcenschonenden Neubau und eine kluge Verflechtung der in Mecklenburg-Vorpommern besonders stark differierenden Entwicklungen von Städten und ländlichen Räumen. Nachhaltigkeit muss zum festen Bestandteil unserer baukulturellen Identität in Mecklenburg-Vorpommern werden. Wir fordern ein wirkungsvolles Gesamtkonzept aus zukunftsweisender Energieerzeugung, drastischer Verbrauchsreduzierung und CO2-reduzierten Ressourceneinsatz.
Starke Öffentlichkeitsarbeit für einen wichtigen Wirtschaftszweig
Ergänzend zu einer aktiven Baukulturförderung im Land, wünschen wir uns ein klares öffentlichkeitswirksames Bekenntnis zu den Planern. Ein überfälliges Signal wäre hier eine stärkere finanzielle Beteiligung des Landes am Landesbaupreis und eine Beteiligung am Ingenieurpreis. Schließlich würdigen die Preise nicht nur unsere Baukultur und bauliche sowie planerische Bestleistungen, sondern strahlen über unsere Landesgrenzen hinaus aus.
Planbarkeit von Investitionen der öffentlichen Hand
Die öffentlichen Aufträge stellen ein großes Volumen der Bautätigkeit dar. Im Sinne der Planbarkeit fordern wir, dass die Investitionstätigkeiten frühzeitig und verbindlich bekannt gegeben werden. Begrenzte Personalressourcen in der Bauverwaltung dürfen dabei kein Flaschenhals sein, der die Bautätigkeit ausbremst. Entsprechende Evaluierungen innerhalb der Verwaltung sollten Schwachpunkte aufzeigen und dringend Abhilfe schaffen, in berechtigten Fällen auch mit Aufstockung von Personal, in jedem Fall jedoch mit dem Fokus auf Qualifizierung und Stellenkonstanz (Beständigkeit der Ansprechpartner).
Genehmigungsverfahren sind wirtschaftsfreundlich und praxistauglicher (digital und transparent) innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Fristen zu bescheiden. Zielsetzung der Behörden sollte es sein, gegenüber den Antragstellern unterstützend sowie dienstleistungs- und lösungsorientiert zu agieren. Das Ausmaß von Auflagen muss auf ein wirtschaftlich vertretbares und realisierbares Niveau zurückgebracht werden. Planungs- und Infrastrukturprojekte müssen beschleunigt werden, dies erfordert auch eine Straffung des Instanzenzugs bei gerichtlichen Prüfungsverfahren.
Arbeit muss im Land bleiben
Der öffentliche Sektor ist ein wesentlicher Auftraggeber für die Bau-Industrie vor Ort. Ziel ist es, möglichst viele öffentliche Aufträge im Land zu vergeben und somit die Wertschöpfung in MV zu sichern. Wenn wir auf CO2-Bilanzen und Nachhaltigkeit achten wollen, sollte auch in diesem Bereich auf kurze Wege geachtet werden. Die Spielräume bei der öffentlichen Ausschreibung sind dabei seitens der Verwaltung weitestgehend auszuschöpfen. Bei der Vergabe sollte herausgestellt werden, dass und wie der Zuschlag auf das wirtschaftlichste Angebot erfolgen kann und nicht, wie häufig in der Vergabepraxis, der Bieterpreis ausschlaggebendes Kriterium ist.
Weitere Unterstützer der Forderungen:
- VDEI Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure e.V., Bezirk Mecklenburg-Vorpommern / (Nord-) Brandenburg
- BDVI Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure, Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern
- VSVI Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure in Mecklenburg-Vorpommern e.V.
- BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
- VDV Verband Deutscher Vermessungsingenieure e.V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
- VBI Verband Beratender Ingenieure VBI e.V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
- VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
- VIW Verein der Ingenieure und Wirtschaftler in Mecklenburg-Vorpommern e.V.
- VPI Landesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik Mecklenburg-Vorpommern
- bauen-für-alle. Forum für Wohnungsbau, Städtebau und Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern e. V.
Ansprechpartner/Teilnehmer der Pressekonferenz
- Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern:
Dr. Gesa Haroske, Präsidentin - Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern:
Christoph Meyn, Präsident - Bauverband Mecklenburg-Vorpommern:
Thomas Maync, Präsident - Ingenieurrat Mecklenburg-Vorpommern:
Ronny Seidel, Sprecher - Industrie- und Handelskammern Mecklenburg-Vorpommern:
Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK Rostock