Konjunkturumfrage_T
Adobe-Stock

Konjunkturumfrage 1. Quartal 2022Stabile wirtschaftliche Entwicklung wird von Lieferengpässen und Energiekosten ausgebremst

Die wirtschaftliche Situation hat sich im regionalen Handwerk im ersten Quartal dieses Jahres auf einem stabilen Niveau weiterentwickelt. Dies bestätigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, auf die 487 Handwerksbetriebe geantwortet haben. Mit Blick auf die hohen Energie- sowie Materialpreise sind die wirtschaftlichen Prognosen jedoch eingetrübt.



Insgesamt gab etwa jeder zweite Handwerksbetrieb eine gute Geschäftslage an (52,3 Prozent). Dies ist eine Steigerung von 7,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. 42 Prozent der Befragten gaben an, ihre Unternehmen 100-prozentig auszulasten. Der Geschäftsklimaindex liegt mit 122,42 Prozent zwar unter der Zeit vor Corona, ist aber im Vergleich zum Vorquartal um mehr als 7 Prozentpunkte gestiegen.

Dazu Hauptgeschäftsführer Jens-Uwe Hopf von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern: „Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen, dass das Handwerk auch in schwierigen Zeiten Kurs hält und ein zuverlässiger Arbeitgeber und Ausbilder ist. 45 Prozent aller Betriebe gaben einen Auftragsbestand von 12 Wochen und mehr an. Dennoch gibt es gewerkespezifische Unterschiede. Während das Bauhauptgewerbe im Vergleich zur Herbstumfrage noch einmal zulegen konnte und 64 Prozent ihre Unternehmen voll auslasteten, muss das Kfz-Handwerk wirtschaftliche Einbußen verzeichnen. Dies liegt u.a. an den Materialengpässen in der Automobilwirtschaft, was u.a. das Neuwagengeschäft in der Kfz-Branche belastet.“

In der Bau- und Ausbaubranche sind die Auftragsbücher weiter gut gefüllt. Mehr als jedes zweite Unternehmen des Bauhauptgewerbes (62 Prozent) war auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres voll ausgelastet. Der Auftragsvorlauf beträgt bei mehr als einem Dreiviertel der befragten Unternehmen 12 Wochen und mehr. Planen ca. 78 Prozent der Bau- und Ausbaubetriebe deshalb auch, die Beschäftigtenzahlen zu halten, so sei dennoch abzuwarten, wie sich die steigenden Einkaufspreise und Lieferengpässe mit deren fatalen Folgen auf die Wirtschaft auswirken.

Die wirtschaftliche Lage im Handwerk für den gewerblichen Bedarf (z.B. Elektromaschinenbauer, Landmaschinenmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer oder Gebäudereiniger) hat sich zum 3. Quartal des letzten Jahres deutlich mit 10,5 Prozent verbessert. Die Hälfte der betreffenden Betriebe schätzt die derzeitige Geschäftslage als gut ein. Annähernd die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab an, derzeit voll ausgelastet zu sein. Die recht stabile Nachfrage nach Handwerksleistungen in diesem Bereich sorgt dafür, dass der Auftragsbestand in dieser Branche durchschnittlich für 15,9 Wochen reicht.

Das Kraftfahrzeuggewerbe befindet sich weiter auf Talfahrt. Die Geschäftslage hat sich gegenüber der Vorumfrage um 16,6 Prozentpunkte verschlechtert. Berichteten in der Herbstumfrage noch 45,5 Prozent der Betriebe von einer guten Geschäftslage, so sind es im 1. Quartal 2022 nur noch 28,9 Prozent. Auch die Erwartungen für die kommenden drei Monate sind sehr zurückhaltend. Lediglich 23,7 Prozent der Kfz-Betriebe gehen von einer Verbesserung der Lage aus. Neueinstellungen sind so gut wie keine vorgesehen (2,6 Prozent).

Etwa ein Drittel der befragten Betriebe aus dem Nahrungsmittelhandwerk berichtet über eine gute Geschäftslage im 1. Quartal, ebenso viele Unternehmen der Branche schätzen ihre derzeitige Geschäftslage eher als befriedigend ein. 28,6 Prozent der Betriebe beschreiben die aktuelle Lage als schlecht. Jeder zweite Betrieb erwartet jetzt – vor allem auch saisonal bedingt - eine kurzfristige Erholung der Geschäftslage.

Bei den Gesundheitshandwerken bewertet jeder zweite Betrieb die Geschäftslage als befriedigend, 21 Prozent als gut. Damit hat sich insgesamt die Entwicklung des Vorjahres verstetigt.

Prognose

Dreiviertel der befragten Unternehmen aller Branchen sehen die künftige wirtschaftliche Entwicklung deutlich skeptischer. 90 Prozent der Betriebe rechnen mit einer steigenden Einkaufspreisentwicklung. Die Energie- und Materialpreise stellen in allen Branchen – vor allem im Bau – massive Einschränkungen und Belastungen dar. „Gerade in den ländlichen Regionen, in denen landesweit 70 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe ihren Sitz haben, ist die Mobilität eine wichtige Existenzgrundlage. Hier sind die Handwerksbetriebe die größten Arbeitgeber. Deshalb brauchen die Unternehmen Planungssicherheit und weitere Entlastungen durch die Politik“, betont Hauptgeschäftsführer Jens-Uwe Hopf.