Konjunkturumfrage_T
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Auswertung Konjunkturumfrage 1/2023

Hohe Material- und Energiekosten sowie Inflation bremsen Nahrungsmittel- und Bauhaupthandwerk aus



Die konjunkturelle Entwicklung hat sich im Bereich der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zur Herbstumfrage stabilisiert. Der aktuelle Geschäftsklimaindex liegt aktuell bei 116 Punkten (Vergleich 3. Quartal 2022: 92 Punkte/ 1. Quartal 2022: 122 Punkte).

Dazu Hauptgeschäftsführer Jens-Uwe Hopf von der Handwerkskammer: „Die Auftragssituation ist im Handwerk aktuell gut. Die durchschnittliche Auftragsvorlaufzeit über alle Branchen beträgt 13 Wochen. Dennoch muss zwischen den einzelnen Gewerken differenziert werden. Die Folgen der Preissteigerungen von Energie und Rohstoffen, die zunehmende Inflation zu Jahresbeginn machen sich vor allem im Bau-, aber auch dem Nahrungsmittelhandwerk u.a. in einem zurückhaltenden Kundenverhalten bemerkbar.“ So gaben mehr als ein Viertel der befragten Betriebe aus dem Bauhaupthandwerk sinkende Auftragseingänge – vor allem beim privaten Neubau – an. Dies ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Steigerung von 6 Prozentpunkten. Steigende Zinsen verstärken dieses Kundenverhalten, die Bauaufträge stornieren bzw. nicht auslösen. Deshalb befürchten gerade die Baubetriebe (71 Prozent), dass sich die künftige Geschäftslage nicht stark ändern wird.

Mehr als 70 Prozent der Betriebe des Ausbauhandwerks - wie Tischler, Installateur und Heizungsbau, Anlagenmechanik SHK, Zentralheizungs- und Lüftungsbau oder Elektroinstallation – hatten bislang hingegen eine Auslastungsquote von mehr als 80 Prozent, bei 41 Prozent stiegen die Umsätze. Hier haben ebenfalls Maßnahmen zur Energiewende wie die Installation von PV-Anlagen einen Auftragsschub gegeben.

Erfreulich ist, dass die Kfz-Branche ihre aktuelle wirtschaftliche Entwicklung optimistischer beurteilt, in der Perspektive jedoch den Verkauf von Neuwagen skeptisch beurteilt.

Insgesamt gaben 82 Prozent der befragten Betriebe aller Branchen an, die Mitarbeiter zu halten, 9 Prozent rechnen mit sinkenden Zahlen bei den Mitarbeitern – vor allem mit deren Eintritt in den Ruhestand.

 „Für die Stabilisierung braucht das Handwerk verlässliche politische Rahmenbedingungen und Planbarkeit. Dazu gehört beispielsweise, Fristen politischer Maßnahmen nicht kurzfristig zu verändern sowie realistische Ziele bei der Umsetzung der Klima- und Energiewende, die Lohnnebenkosten der Handwerksbetriebe und die Bürokratiebelastung deutlich zu senken“, so das Fazit von Hauptgeschäftsführer Jens-Uwe Hopf von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern.





Die einzelnen Branchen im Überblick:

Bauhaupthandwerk

63% der Betriebe haben noch eine Auslastungsquote von über 80%. Der Auftragsbestand liegt bei durchschnittlich 16 Wochen (Vorjahr: 18 Wochen). Annähernd jeder zwei Befragte bewertet die aktuelle Geschäftslage noch mit „gut“. 81,8% der Baubetriebe geben Preissteigerungen beim Einkauf an. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (98,3%) und dem Vorquartal (98,5%) kämpft die Branche noch immer mit hohen Konditionen bei den Materialpreisen wie bei Stahl oder Zement. Die zukünftige Geschäftslage – vor allem mit Blick auf die Sommermonate - wird von der Mehrheit (71,6%) als stabil eingeschätzt.

Ausbauhandwerk

Die Auslastung der Betriebe der Ausbauhandwerke ist sehr gut. Über 70% der antwortenden Betriebe haben eine Auslastungsquote von über 80%. Der Auftragsbestand hat um zwei Wochen gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 16 Wochen zugenommen. Ein Preisanstieg bei den Beschaffungspreisen wird von ca. 82% der Betriebe angegeben und bleibt auf einem sehr hohen Niveau. Die gestiegenen Einkaufspreise werden jedoch nicht im gleichen Umfang an die Kunden weitergereicht. Von allen Handwerksbranchen blickt das Ausbauhandwerk am optimistischsten in die Zukunft. Annähernd jeder zweite Betrieb (47 Prozent) schätzt ein, dass sich der Umsatz auf dem relativ hohen Niveau fortsetzen wird.

Handwerke für den gewerblichen Bedarf

Insgesamt gestaltet sich die Auftragslage in dieser Branche (u.a. Metallbau, Elektromaschinenbau, Gebäudereinigung, Kälteanlagenbau) und die Betriebsauslastung weiter positiv. Zwei Drittel der teilnehmenden Handwerksbetriebe beschreiben ihre Auftragslage als positiv.

Gegenüber dem Vorjahr ist ein leichter Rückgang um 3 Prozentpunkte auf 63% zu verzeichnen, die eine Auslastungsquote von über 70% angeben. Der Auftragsbestand liegt bei 13 Wochen (Vorjahr: 16 Wochen). Die aktuellen Auftragseingänge sind bei annähernd einem Drittel (28 Prozent) der Betriebe rückläufig. Die derzeitige Geschäftslage wird nicht mehr so gut wie noch vor einem Jahr (2022: gute Geschäftslage: 50%) beurteilt. Aktuell beurteilen 44% der Betriebe ihre Geschäftslage positiv, 19% schätzen die Geschäftslage negativ ein (Vorjahr: 13%). Die zukünftige Geschäftslage wird jedoch positiver (36% verbesserte Geschäftslage) beurteilt als noch vor einem Jahr oder im Vorquartal.

Kraftfahrzeughandwerk

Aufgrund der spürbaren Umsatzrückgänge der letzten Krisenjahre ist aktuell eine leichte Stabilisierung der Umsatzentwicklung festzustellen. Sanken die Branchenumsätze im Vorjahr und Vorquartal noch um 13%, so sind es aktuell 6% Umsatzrückgänge. Die Betriebsauslastung hat zugenommen. Mit dem Blick nach vorn sinkt jedoch der durchschnittliche Auftragsvorlauf auf drei Wochen (Vorjahr: 5 Wochen). Die Tendenz sinkender Auftragseingänge setzt sich in der Branche fort, im Vergleich zum Vorjahr kann eine leichte Abschwächung um 4 Prozentpunkte auf 30% festgestellt werden.

Das Kraftfahrzeughandwerk blickt etwas optimistischer in die Zukunft. Der Ausblick auf die kommenden Geschäftsmonate hat sich gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozentpunkte verbessert. 82% prognostizieren eine gleichbleibende oder bessere Geschäftslage.

Nahrungsmittelhandwerk

Die Branche hat mit den Folgen der hohen Inflationsraten zu kämpfen. Die Betriebsauslastungsquote von 70% oder mehr ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 43% auf 25% und damit um mehr als 18 % zurückgegangen. Die Tendenz einer schlechteren Auftragslage setzt sich fort. 75% der Umfrageteilnehmer haben aufgrund der Kostenentwicklung ihre Verkaufspreise erhöht, 25% haben ihre Preise noch stabil halten können. Gut ein Drittel der Befragten bewertet die Geschäftslage als schlechter im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage trübt sich die Beurteilung noch stärker ein: die Hälfte der Befragten geht von schlechteren Geschäften aus (Vorjahr: 14%).



(Insgesamt beteiligten sich 305 Handwerksunternehmen an der Umfrage der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern)