
Liquiditätsengpässe in Polen
Unbeglichene Forderungen führen in Polen bei immer mehr Unternehmen zu Liquiditätsengpässen. Knapp ein Drittel der Unternehmen hat im ersten Halbjahr Verluste zu verzeichnen. Im ersten Halbjahr 2010 wurden 761 Unternehmenspleiten registriert. Nach Expertenschätzungen wird die Zahl bis zum Jahresende auf rd. 2.000 ansteigen. Dazu könnten nach Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit noch einmal mehrere tausend Unternehmen kommen, die ihre Aktivitäten während der Krise eingestellt und betriebliche Schulden vorübergehend ihren Familienmitgliedern überschrieben hatten.
In der ersten Jahreshälfte waren vor allem Bauunternehmen von Zahlungsschwierigkeiten betroffen, nun sind es zunehmend die Lebensmittelbranche, aber auch Hersteller von Kosmetik und Unterhaltungselektronik. So gaben 64 % (+ 5 %) der Nahrungsmittelhersteller an, Zahlungsprobleme zu haben. Größere Unternehmen nehmen daher häufiger Warenkredite in Anspruch; das Zahlungsziel verlängerte sich im bisherigen Jahresverlauf auf 90 Tage gegenüber 30 Tagen im Vorjahr. Der Gesamtbetrag überfälliger Forderungen beläuft sich derzeit auf ca. 250 Mio. EUR.
In der Kosmetikbranche konnten in der ersten Jahreshälfte etwa 10.000 Unternehmen ihre Lieferanten nicht fristgerecht bezahlen. Die Verbindlichkeiten belaufen sich hier auf rd. 130 Mio. EUR. Zahlungsschwierigkeiten haben auch Unternehmen aus dem Bereich Unterhaltungselektronik, die saisonalen Absatzschwankungen unterworfen sind, ihre Bestellungen aber mehrere Monate im Voraus planen müssen.
Betroffen sind vor allem kleinere Betriebe, deren Rechnungen nicht fristgerecht beglichen werden. Sie gehen dazu über, ihre Forderungen an Factoring-Gesellschaften zu verkaufen.
Quelle: Märkte der Welt Nr. 37